Sechs Jahrzehnte bester Zusammenarbeit gefeiert – nur gemeinsam bleibt man oben!
Am 11.und 12.September war alle Interessierten eingeladen, zusammen mit den Mitgliedern und Ehemaligen des Flugsportvereins Tübingen 60 Jahre Engagement für den Traditionssport Segelflug zu feiern. Über 150 Gäste nahmen die Chance wahr, die schöne Landschaft um den Farrenberg bei bestem Wetter an Bord eines modernen Segelflugzeugs von oben zu betrachten. Der Talheimer Ortsvorsteher Gottlob Heller überbrachte die Glückwünsche des Teilortes Talheim und der Stadt Mössingen, in seiner humorvollen Ansprache überraschte er die Vereinsmitglieder und Festgäste mit gut recherchiertem Detailwissen. Der amtierende Vorsitzende des Vereins Conrad Hartter dankte ihm, den Talheimer Bürgern und der Stadt Mössingen im Namen des FSV für die Jahrzehnte lange Unterstützung des Luftsports auf dem Farrenberg und lobte auch die langjährige Partnerschaft mit dem FSV Mössingen.
Das Festwochenende begann FSV Tübingen am Samstag bei strahlend schönem Spätsommerwetter. Die Vereinsmitglieder hatten beschlossen keinen „Flugtag“ mit spektakulären Vorführungen zu veranstalten, sondern die Gäste durch ein besonderes Angebot an der Begeisterung für das Segelfliegen teilhaben lassen. Die sehr familiengerechte Preisgestaltung sorgte für großen Andrang, so dass sehr bald eine Warteliste eingerichtet werden musste. Die Passagiere der Doppelsitzer konnten bei herrlichem Wetter im Gleitflug über die Landschaft der Albkante, mit Rossberg, Farrenberg, Bergrutsch und Hohenzollern schweben. Die selbstverständlich ehrenamtlich fliegenden Piloten freuten sich über die vielen strahlenden Gesichter nach dem Flug. In manchem Gespräch konnte deutlich gemacht werden, dass die umweltverträgliche „Mannschaftssportart“ Segelflug im Verein sehr viel weniger kostenträchtig ausgeübt werden kann, als dies viele vermutet hatten.
Nach dem Festschmaus am Abend wurde noch einmal klar, wie viel von mehreren Seiten an ehrenamtlichem Engagement, Kooperationsbereitschaft und persönlichem Einsatz nötig waren, um einen Flugsportverein über 60 Jahre hin lebendig und aktiv zu erhalten. Den Gründungsvätern der Tübinger Segelflieger war Anfang der 50er Jahre klar, dass die Albkante die besten Aufwindverhältnisse bieten würde. Die Nähe zu Tübingen und nicht zuletzt die Gastfreundschaft von Talheim, das damals eine eigene Gemeinde war, gaben den Ausschlag für den Farrenberg als Fluggelände. Nicht ohne Schmunzeln erinnerte man sich an die materiell sehr dürftigen Ausgangsbedingungen: Anfangs war der heute noch bestehende Schafstall Unterkunft für die Flugzeuge und bei Regenwetter auch für die Menschen. Die Ehefrauen der damals Aktiven konnten sich noch gut an den besonderen Geruch erinnern, der erst nach mehrfachem Waschen aus Kleidern und Haaren verschwunden sein soll.
Als der FSV Tübingen dann die erste eigene Halle gebaut hatte, fanden sich auch in Mössingen Segelflieger zu einem Verein zusammen und es begann die fruchtbare Kooperation zwischen den Vereinen Mössingen und Tübingen, die nun schon fast sechs Jahrzehnte gut funktioniert. Die beiden Vereine spornten sich in der Folgezeit bei der Modernisierung des Flugzeugparks und beim Leistungsflug gegenseitig an. Eine erfreuliche Konsequenz davon ist es, dass nächstes Jahr 5 Piloten vom Farrenberg an der deutschen Segelflugmeisterschaft teilnehmen werden- und damit mehr als von jedem anderen Fluggelände dieser Größe.
Heute zählt der FSV Mössingen dreimal so viele Mitglieder und trotzdem fühlen sich die Tübinger Segelflieger immer als Partner behandelt. Die Vorstände halten engen Kontakt und man lernt gegenseitig von den Ideen oder manchmal auch Fehlern des anderen Vereins. Für die lange und gute Zusammenarbeit bedankte sich der Tübinger Vorstand Conrad Hartter noch einmal besonders bei Hans Wener, der beim Jubiläum den Mössinger Vorstand vertrat. Der Talheimer Ortsvorsteher Gottlob Heller hatte in seinem Beitrag noch eine Empfehlung für die zukünftige Zusammenarbeit der beiden Vereine parat: Man solle sich verhalten wie in einer Ehe. Man sei aufeinander angewiesen, mit der besonderen Bedingung, dass man statt des Bettes den Flugplatz teilen würde.
Insgesamt zeigten die Tübingern Flieger, dass aus den materiell bescheidenen Anfängen in den frühen 50ern ein auch im Leistungssport aktiver moderner Verein mit modernem Flugzeugpark geworden ist, der in guter Tradition im regionalen Umfeld fest verwurzelt ist und so die Herausforderungen der Zukunft meistern kann.